Mehr Wohnraum wollen alle, nur wie?

Beim digitalen Austausch zum Thema bezahlbarer Wohnraum bestand über das Ziel Einigkeit, über den Weg dahin dagegen schon weniger.

Im Rahmen des anstehenden Landtagswahlkampfes hatten der Kandidat der SPD im Wahlkreis 13 Torsten Liebig und die SPD Ortsvereine der Strohgäukommunen zu einer digitalen Podiumsdiskussion zum Thema bezahlbarer Wohnraum eingeladen. In Form einer 90 Minuten langen Videokonferenz folgten 35 Gäste dem Austausch der Experten und konnten direkt ihre Fragen stellen.

Ob Mieterbund oder Bauentwickler, alle Anwesenden waren sich über eine Reihe von zentralen Punkten einig. So bedarf es in der Region Stuttgart mehr Wohnraum, denn der Zuzug wird anhalten. Zugleich sollten die Möglichkeiten zur Ausweisung neuer Wohngebiete vereinfacht werden. Auch darüber, dass Wohnraum für alle Einkommensklassen geschaffen werden muss, bestand kein Dissens.

Ditzingens Oberbürgermeister konnte aus seiner langen Erfahrung berichten. Die Stadt Ditzingen engagiert sich inzwischen mehr und mehr direkt im Wohnungsbau, auch mit konkreteren Vorgaben. „Der Markt alleine schafft kein Angebot für alle Einkommensgruppen. Steuernde Eingriffe des Staates in den Wohnungsmarkt sind notwendig.“ Gerade im Ballungsraum müsse zudem Akzeptanz für neue Baugebiete hergestellt werden. Bauliche Entwicklungen stießen oft auf Widerstand der ansässigen Bevölkerung.

Mia Koch, verantwortlich beim DGB Baden-Württemberg für Strukturpolitik und Daseinsvorsorge beklagte eine zu große Abwesenheit der Landespolitik beim Thema Wohnen. Zwar würden viele Kommunen sich des Themas annehmen, es bedürfe jedoch stärkerer Unterstützung: „Wir brauchen eine Landesentwicklungsgesellschaft, die selbst einen Bestand an sozialen Mietwohnungen entwickelt und verwaltet. Sie kann außerdem die Kommunen unterstützen und gemeinsame Projekte voranbringen.“

Hans-Peter Betz, Inhaber der Betz Baupartner GmbH, führte eine Reihe von eindrücklichen Zahlen darüber ins Feld, wie sehr sich das Bauen selbst in den letzten Jahren verteuert hat. „Vor 20 Jahren gab es noch 3000 Vorschriften in Deutschland zum Bauen, heute sind es 20.000. Es kommen also jeden Tag 3 neue hinzu!“ Er mahnte zur Vorsicht gegenüber zu weit gehenden staatlichen Eingriffen in den Markt. Zugleich müsse man überlegen, wie familiengerechter Wohnraum in Privathäusern dieser Zielgruppe auch zur Verfügung stehen kann.