SPD will krisenfestes Klassenzimmer

Landesparteichef Andreas Stoch diskutiert mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern über die Zukunft im Bildungssystem

Noch einen Tag, bevor der Kreis Ludwigsburg zum Risikogebiet erklärt wurde, kamen auf Einladung der vier SPD-Ortsvereine im Strohgäu rund 40 Gäste in die Stadthalle in Gerlingen, um mit Abstand und Maske über das Thema Bildung zu sprechen. Auf dem Podium diskutierten Andreas Stoch, SPD-Landeschef und ehemaliger Kultusminister, der Schülersprecher Orest Tkach, Elternvertreter Stefan Haag, Leiter der Theodor-Heuglin-Schule in Hirschlanden Jörg Fröscher und Kandidat zur Landtagswahl Torsten Liebig.

Dass Corona alle Beteiligten vor große Herausforderungen gestellt hatte, war schon von Beginn an klar. Zwar hatten die Schulen so gut es ihnen möglich war auf die neue Lage reagiert, jedoch dürfe die Improvisation kein Dauerzustand bleiben. Stefan Haag berichtete von der Schwierigkeit, wenn drei Töchter zeitgleich zu Hause beschult werden müssen, es aber nur einen Laptop in der Familie gibt. Orest Tkach berichtete von der Unklarheit zu Beginn der Umstellung, als jeder Lehrer sein eigenes System für den Fernunterricht hochziehen musste und die Schüler mit einer Vielzahl unterschiedlicher Plattformen und Programme konfrontiert waren.

Nun besteht seit 14. September wieder Präsenzunterricht und für SPD-Chef Andreas Stoch ist klar: „Die Zeit wurde im Kultusministerium von Frau Eisenmann nicht genutzt. In den Schulen herrscht immer noch große Unsicherheit. Und da es keine Struktur mehr für Fortbildungen gibt, konnte sich im Sommer auch niemand systematisch auf die neue Situation vorbereiten.“ Die SPD hatte darum erst wenige Stunden vorher im Landtag die Einstellung von 1000 weiteren Lehrern beantragt, was von der grün-schwarzen Regierung jedoch abgelehnt worden war. Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass Konzepte gefunden werden müssen um zumindest partiellen Präsenzunterricht sicherzustellen. Denn für Orest Tkach war auch klar:“Wir brauchen Räume, um uns auszutauschen, Präsenz ist viel besser als Fernunterricht.“

Die vielen Fragen aus dem Publikum zeugten von der Relevanz des Themas. Zum Teil wurde der aktuelle Fokus auf Digitalisierung kritisch betrachtet, zum Teil wurde ein radikaler Wandel verlangt. Diese Frage stellt auch Schulleiter Jörg Fröscher, der eine prinzipielle Prüfung der Bildungspläne und Lehrinhalte für nötig erachtet:“In Schweden hat ein Bildungsplan 17 Seiten, in Baden-Württemberg 420.“ Für den SPD-Kandidaten zur Landtagswahl Torsten Liebig war es klar, dass man das Thema immer wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken muss: “9 Milliarden in die Lufthansa zu stecken, rettet jetzt Tausende Arbeitsplätze. Jetzt Milliarden in unser Bildungssystem zu investieren, wird später Zehntausende Arbeitsplätze schaffen.“